Weil ihre Schulter stark schmerzt, geht Ruth G. (67) aus Castrop-Rauxel im Januar 2014 zum Hausarzt. Der Arzt ist nicht da, aber sein Vertreter spritzt der Rentnerin das Schmerzmittel Diclofenac, obwohl in der Praxis seit Jahren bekannt ist, dass die Patientin drauf allergisch reagiert!
Zwei Tage später ist sie tot. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung. Die Allergie war in der Patientenakte dick rot vermerkt. „Der Vertreter des Hausarztes hat sich einfach nicht die Mühe gemacht, in die Akte zu schauen“, vermutet Anwältin Sabrina Diehl, spezialisiert auf Medizinrecht. Sie vertritt die Familie. „So etwas darf selbst im größten Stress nicht passieren“. Nach der Spritze ist Ruth G. noch in ihren Wagen gestiegen und losgefahren. Sie kommt 200 Meter weit, bricht auf einem Parkplatz zusammen, Passanten rufen den Notarzt. In der Klinik stirbt Ruth G. an multiplem Organversagen. 100.000 Euro fordert die Anwältin für die Hinterbliebenen. Die Versicherung des Arztes bietet 20.000 Euro-für den Tod eines geliebten Menschen! Diehl: „Eine Frechheit. Allein die Beerdigung hat 6.000 Euro gekostet. Ich bereite die Klage vor. Unsere Chancen stehen gut“.
Tochter Petra (50) kann das nicht trösten, sie kann den Tod ihrer Mutter immer noch nicht fassen. „Dass durch Achtlosigkeit ein Menschenleben einfach ausgelöscht wird-wie kann das möglich sein?“